Jahrgang 2013 – der Wein dieses Jahrgangs war noch an den Weinstöcken, gemeint ist das Jahr unserer ersten Moselfahrt. Vater Rhein verwöhnt uns Paddler ja mit seiner schnellen Strömung, so waren wir sehr unsicher wieviel Kilometer wir uns auf der Mosel vornehmen könnten und haben entsprechend vorsichtig geplant. Wir hatten drei Tage Zeit und haben uns daher entschlossen, den Teil der Mosel zu befahren, an dem die Bahn am Flussufer langfährt, wir also jederzeit die Fahrt beenden können. Bis Bullay (mit Stichbahn bis Traben-Trarbach) kann man jeden Ort mit der Eisenbahn erreichen, dann verläuft die Bahnstrecke bis Trier abseits des Flusses. Also ab Bullay.
Erster Tag: Das Faltboot war schon am Wochenende zuvor verpackt worden, so brauchten wir es am Dienstag Morgen nur noch abzuholen und dann ging es mit dem Bootswagen durch die Rheinaue zur Straßenbahnhaltestelle „Rheinaue“. In Oberdollendorf wechselten wir von der Linie 66 in den Zug und es ging rechtsrheinisch nach Koblenz hoch und von Koblenz nach Bullay. In Bullay kann man neben der Personenfähre Bullay – Alf an einer kleinen Rampe gut einsetzen und so begann der Paddeltag nach dem Faltbootaufbau gegen halb vier bei Moselkilometer 81,8. Die Bootsschleuse St. Adelgund war schnell erreicht und nach einer Schleusung von 25 Minuten im Selbstbetrieb (erst die Kammer vollaufen lassen, einfahren und das Wasser wieder ablaufen lassen) ging es dann weiter.
Wir fuhren bis km 61,1 zum Campingplatz gegenüber Beilstein und der Burg Metternich. Zwar ist dort das Ufer von Dauercamper-Plätzen mit teilweise eigenen Anlegern belegt, aber in der Mitte des Platzes und in zweiter Reihe ist noch Platz. Man versicherte uns, daß Paddler willkommen sind, auch wenn alles auf den ersten Blick belegt erscheint.
Zweiter Tag: An Fankel vorbei ging es dann zu unserer zweiten Schleuse. Da die Bootsschleuse wegen Bauarbeiten gesperrt war ging es durch die Schleuse der Berufsschiffahrt und wir kamen gerade rechtzeitig, um mit einem Sportboot gemeinsam geschleust zu werden. Acht Kilometer weiter stand dann für eine längere Pause mit Besichtigung der Stadt Cochem auf dem Programm (die Burg haben wir uns für eine spätere Tour aufgehoben). Am linken Ufer direkt hinter der alten Brücke in Cochem (km 51,2) mündet ein Bach in die Mosel und dort erlaubt ein flaches Ufer Anlanden und Parken des Bootes. Direkt gegenüber ist die Touristeninformation, in der man sich einen Stadtplan und die Beschreibung einer kurzen Rundtour durch Cochem besorgen kann. Mit einem Glas des überall an der Mosel günstig erhältlichen Riesling und einer kleinen Stärkung beschließen wir unseren Rundgang an der alten Stadtmauer entlang und lassen das Boot wieder zu Wasser.
Zehn Kilometer weiter in Treis legen wir am Steg eines Rudervereins im Mörsdorfer Bach an, legen das Boot aufs Ufer und nehmen das richtige Mittagessen in einem Imbiss ein. Die letzte Etappe erfreut uns mit dem Naturschutzgebiet Pommerheld und die Bootsgasse der Staustufe Müden. Wir befestigen die Spritzdecke aus lauter Vorsicht für unsere erste Fahrt auf einer Bootsrutsche – wer weiß wie tief der Bug eintaucht? Wäre nicht nötig gewesen, trotz rasanter Fahrt mehrere Meter in die Tiefe geht es unten ganz gemächlich zu und nur die fortgeschrittene Zeit hindert uns daran wieder hochzuschleusen und nochmal „Phantasialand aber besser“ zu machen. Schließlich wollen wir noch den Zeltplatz des WSV Koblenz Metternich auf der Insel Hatzenport erreichen. Das haben wir aber nicht geschafft. Nein, wir waren am Mittwoch nicht eine Stunde zu spät dran, wir waren Jahre zu spät! Die Kameraden vom WSV haben schon vor langem ihren Platz aufgegeben. Macht nichts, denn auf der Insel befindet sich – im Flussführer nicht verzeichnet – ein großer Campingplatz. Anfahrt im Fahrwasser um die Insel herum und dann wieder zwischen Insel und Ort ein Stück die Mosel hinauf: Man kann gut anlanden, die Boote dort ablegen und ist in der Nähe der Rezeption. Jenen Tag haben wir zwei weitere Wanderfahrer getroffen, die auch jeweils mit Faltbooten unterwegs waren. Am Abend erfahren wir im Restaurant, daß früher in Massen die Mosel befahren wurde und es für die Bedienung ein alltägliches Bild war, Faltbootfahrer auf dem Fluß zu sehen. Wir verstehen zwar nicht, wieso die anderen Paddler heute darauf verzichten doch schadet uns die Ruhe auch nicht.
Dritter Tag: Am dritten Tag geht es dann weiter auf die Schleuse Lehmen zu. Aufgrund der Bauarbeiten sind Umtrageeinrichtung und Bootsschleuse geschlossen und ein Schiff mit Bagger werkelt im Schleusenbereich. Vom Boot aus rufen wir den Schleusenwärter an, damit wir das Vorgehen besprechen. Uns wird freie Fahrt zur Vorbeifahrt am Bagger gegeben und wir werden anschließen geschleust. Weiter geht es durch die uns inzwischen vertraute Mosellandschaft und der Art dort zu Paddeln: „Bergseefahren“ wegen der steilen Hänge und der kaum merkbaren Strömung. Die klassische Aussatzstelle an der Mündung der Mosel in den Rhein gegenüber dem Deutschen Eck ist uns zu weit vom Bahnhof entfernt, Google Maps macht keine große Hoffnungen auf eine brauchbare Anlegestelle in der Nähe der Bahnhöfe Koblenz Güls oder Koblenz Lützel. Wir beschließen das unsere Mittagspause in Winningen auch das Ende der Fahrt ist und bauen das Boot nach einem Rundgang durch den Ort ab. Dann geht es zum Bahnhof Winningen und von dort über Koblenz HBF nach Bonn.
Da wir unter der Woche fahren konnten und in Rheinland-Pfalz die Sommerferien bereits zuende waren, konnten wir die Mosel fast ohne Sportboote genießen, die Berufsschiffahrt ist sowieso kaum der Rede Wert. Also auf dem Wasser erstmal alles in Ordnung. Das Wetter spielte auch mit, sodass wir vom Fluß aus die Berge im Sonnenschein genießen konnten. Eine solche Aussicht auf steile Rebhänge, Felsen und Wälder sowie alte Weindörfer am Fluss verbunden mit einer gemütlichen Fahrt auf Wasser ist wirklich herrlich und einmalig. (Na, vielleicht kann der Main da mithalten, aber wozu in die Ferne schweifen?)
Tipps und Bemerkungen
Abendessen: Da es ab 21:00 Uhr schon schwer wird in Restaurants noch eine offene Küche zu finden, bitte entsprechend planen: Mittags Essen oder frühzeitig in den Weinorten sein - oder selbst kochen. Eine gemütliche Fahrt in den Abend hinein mit gemächlichem Zeltaufbau kann sich rächen, denn dann gibt es nur noch Riesling ohne Grundlage.
Empfehlung: Bei km 40,3 sei der Imbiss „Is(s) was …?!“ am Minigolfplatz in Treis empfohlen. Einfahrt in den Mörsdorfer Bach und Anlanden am Steg des Rudervereins, Boot aufs Ufer legen und Pommes oder Pizza im Biergarten geniessen.
Tourenplanung: Man kann ohne Sorge mit 5 km je Stunde Paddelzeit rechnen; dies inklusive Zeiten für die Schleusen und ohne Hetze. In Abschnitten ohne Schleuse (oder mit Bootsgasse) sind auch 7-8 km in der Stunde leicht zu schafffen. Die vielen Orte und Campingplätze ermöglichen aber auch Touren ohne Plan – oder spontane Umplanungen.
Schleusen: Schleusen und Sperrungen können auf den Webseiten der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, Dienststelle Koblenz eingesehen werden. Dort gibt es Seiten zur Freizeitschifffahrt und den Bootsschleusen, auf denen auch die Telefonnummern der Schleusen verzeichnet sind.