„Terra Incognita“- Wilde Kleinflüsse im Sauerland


„Wildwassertouren“ auf sauerländischen Kleinflüssen mit reichlich Wasser gab es Mitte Januar bei einer Gemeinschaftsveranstaltung des Kanu Clubs Wickede für den Kanu Verband Nordrhein-Westfalen. Diese Gewässer können sich allemal im Vergleich mit unseren Rheinischen Bächen sehen lassen, sind aber „Nix für Warmduscher“ ;-)

 


Wer die Pegelinformationsseite des Kanuverbandes NRW studiert, wird bemerkt haben, dass es auf dieser Liste neben den uns bekannten und vertrauten Flüssen in Eifel, Westerwald und Bergischem Land noch einige weitere paddelbare Gewässer mit seltsamen Namen wie z.B. Lenne, Hönne, Volme und Alme gibt, die auch (zumindest in der weiteren) Umgebung liegen müssen. In der Tat sind auch diese Gewässer in Nordrhein-Westfalen, doch weit weit im Osten im Sauerland.

Dieses Gebiet gilt als sehr regenreich, was ja für Paddler vielversprechend ist. Allerdings lohnt sich die Anfahrt eher, wenn man das ganze Wochenende dort paddelnd verbringen kann und eine Art Basisstation hat. Schön ist es natürlich auch immer, wenn man unbekannte Flüsse in Begleitung von Ortskundigen befahren kann.

Im Herbst 2016 fiel mir die Ausschreibung einer Verbandsfahrt des Kanuverbandes NRW bzw. des Kanu Club Wickede in die Hände, wo genau dieses angeboten wurde – Befahrung der „Wilden Kleinflüsse im Sauerland“ mit Fahrtenleitern der NRW Wildwasserwoche. „Leider“ war ich am Termin der ausgeschriebenen Veranstaltung im Januar 2017 wegen Urlaub verhindert und das gleiche galt für die zweite Auflage im Januar 2018.

Die beiden Veranstaltungen müssen jedoch ziemlich erfolgreich gewesen sein (wohl eher in Bezug auf die Beteiligung und die Organisation und weniger hinsichtlich der Pegel), so dass im Januar 2019 eine dritte Auflage angeboten wurde. Endlich hatte ich auch mal Zeit und so machte ich mich mit Freunden auf, dieses Gebiet unter kundiger Führung zu erforschen.

Nachdem es uns gelungen war, dass Bootshaus des KC Wickede zu finden, was in der Dunkelheit gar nicht so einfach war, wurden am Freitagabend erstmal die Schlafplätze im Bettenlager verteilt und dann gab es auch schon lecker Abendessen. Im Anschluss folgte per Foto und Video eine Vorstellung der am Folgetag angebotenen Fahrten (Glenne/ Möhne, Neger und obere Lenne) sowie einen generellen Überblick über die Planung und Organisation. Die Koordination lag bei „Waffel“, der seit Jahren die beliebte „NRW Wildwasserwoche“ organisiert.

Unsere Gruppe entschied sich nach reichlicher Überlegung für die Befahrung der Oberen Lenne – da sollte es nicht ganz so viele Stacheldrähte und Baumverhaue geben. Schon zeitig am Morgen ging es nach einem kräftigen Frühstück los Richtung Rothaargebirge. In Schmallenberg war der Start und nach dem Vorsetzen der Fahrzeuge mit den trockenen Klamotten ging es in mehreren Gruppen aufs Wasser. Hier oben ist die Lenne sehr eng und kurvenreich und geprägt durch flotte Strömung und viele Äste, die bevorzugt in der Hauptströmung hängen und umfahren werden mussten. Ein toller Naturslalom, der einige Paddelkameraden am Anfang ziemlich forderte, wenn nicht sogar überforderte denn schon nach wenigen hundert Metern gab es die ersten „Schwimmer“.

Insgesamt war diese Strecke und auch der Abschnitt am folgenden Tag ein Super Training zum Unter- /Um- und Überfahren von Bäumen in zügig fließendem Wasser und zum Befahren von (Steil-)wehren (alleine auf der Lenne waren es 15 von denen die meisten aufgrund des guten – aber noch nicht zu guten - Pegels Befahren werden konnten). Vor den Wehren wurden die Gruppen im Kehrwasser „geparkt“ und über die jeweilige Befahrbarkeit informiert (links, rechts, Mitte, Aussteigen und vorher anschauen oder sogar umtragen, oder als für mich neue Variante schräg anfahren und unten Boot wieder geradestellen). Damit wurde die Erfolgsquote sicherlich gesteigert aber auch das eine oder andere Wehr forderte seinen Tribut und ein paar Paddler wurden sehr nass.

So traf es sich gut, dass der KC Wickede sogar für Trockenräume gesorgt hatte, wo die nassen Paddelklamotten am Abend aufgehängt werden konnten. Heißluftgebläse sorgten dafür, dass alle am nächsten Morgen wieder in trockene Sachen steigen konnten. Was für ein Luxus.

Das samstägliche Abendessen stand schon bereit, als alles verstaut war und war allein schon die Anreise wert: Rouladen aus dem Dutch Oven. Als zusätzlichen Nachtisch gab es dann wieder Paddelfilme.

Am Samstagabend setzte Dauerregen ein, der an diesem Wochenende auch nicht mehr aufhören sollte. So war dafür gesorgt, dass wir am nächsten Tag auf der oberen Ruhr regelrechtes Wuchtwasser antrafen. Gerade im oberen Abschnitt hinter Olsberg, war das Hochwasser schon so weit gestiegen, dass teilweise kaum mehr der eigentliche Flusslauf zu erkennen war. Die Fahrt bis Meschede wurde dadurch ein recht „heißer Ritt“. Nach der Ankunft in Meschede wurden die Autos nachgeholt und die meisten machten sich auf den Heimweg.

Wenn wir nicht am nächsten Tag zur Arbeit gemusst hätten, wären in den nächsten Tagen noch viele weitere „Erstbefahrungen“ drin gewesen, denn Wasser gab es aufgrund des Dauerregens noch reichlich. So bleibt die Hoffnung auf eine Wiederholung der Aktion im Januar 2020.

Eindrücke von den Fahrten bekommt Ihr in diesem Video …https://youtu.be/s1SF4Ro0xVY  (auf dem gleichen Kanal gibt es auch die Videos der Vorjahre mit besserem Wetter aber deutlich weniger Wasser von allen Seiten, sogar mit schönen Drohnenaufnahmen).

An dieser Stelle vielen Dank an das Team vom KC Wickede für die Ausrichtung dieser tollen Veranstaltung.

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JanMT antwortete auf das Thema: #2 27 Jan 2019 19:14
Klasse Bericht. Danke Niko. Da haben die beim Kanu Club Wickede ja einen schönen Film gemacht. Ist ja ganz schön was los im Sauerland :-)